Vielfalt ganz konkret erlebbar machen. Dafür braucht es den Medien-Koffer in Kita und Schule.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

wiedereinmal ein AfD Antrag mit 10 von 10 Punkten. Volle Punktzahl in Sachen Polemik, fachlicher Ahnungslosigkeit und unsäglicher Diffamierung.

Wie Don Quichotte, der gegen vermeintliche Riesen kämpft und eigentlich nur gegen Windmühlen anreitet, halluzinieren sie eine Gefahr für die Entwicklung unserer Kinder, gegen die sie verblendet zu Felde ziehen. Und sie schmeißen die Propagandamaschine an, damit alle Welt mit ihnen reitet.

Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Denn wovor will die AfD unsere Kinder schützen? Etwa vor dem Film „Billy Elliot  – I will dance“, der vom British Film Award 2001 zum besten Film gekürt wurde und ein Jahr später auch in Japan die Auszeichnung „Bester ausländischer Film“ erhielt. Oder vor dem wirklich schönen Film „Little Miss Sunshine“. Beide befinden sich nämlich im Medien-Koffer für Grundschulen. 

Was befindet sich noch in diesen Koffern? Z.B. die Kinder- und Jugendbücher „Prinzessin Fibi und der Drache“, „Ein Mann, der weint“, „Was zum Kuckuck kann Familie sein?“, „Mia und die Regenbogenfamilie“, „Das Anders-Buch“ oder „Kicker im Kleid“. Und Fachbücher für das Personal etwa „Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees“.

Atmen sie einmal tief durch in ihrer Fraktion, lesen sie in Ruhe einige der Bücher und lernen sie vielleicht etwas.

So wie auch die Kinder mit diesen Materialien komplett kindgerecht lernen können: Familie kann mehr sein als Vater, Mutter, Kind. Die Filme und Bücher vermitteln ganz klassisch: auch Jungen dürfen rosa mögen, tanzen toll finden und für Glitzer schwärmen, so wie man auch als Mädchen gerne nur schwarz tragen und sich raufen oder Fußball spielen darf. (Vielleicht sogar erfolgreicher, als die Jungs)

Man kann Jungen und oder Mädchen süß finden. Und ja, auch das Gefühl die eigene Geschlechtlichkeit nicht so richtig zu fühlen oder sich weder so richtig als Junge noch Mädchen zu empfinden ist erlaubt und kommt vor. Jede und jeder ist okay, genau so, wie sie oder er ist. Alles eigentlich ganz selbstverständlich. 

Warum braucht es dann diesen Medien-Koffer? Weil es für alle Kinder wichtig ist zu erleben und auch in Büchern zu lesen:  Auch ich bin, wie ich bin, normal. Die eigentliche Gefahr für das Kindswohl droht, wenn wir Kindern vermitteln, nicht normal zu sein, irgendwie anders, irgendwie krank, irgendwie ausgegrenzt. 

Es ist nicht leicht als queerer Mensch in einer heteronormativen Welt aufzuwachsen. Das endet bisweilen tödlich. Anfang Februar sind in England zwei Jugendliche für den Mord an der 16-jährige Brianna Ghey zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Tat geschah, so das Gericht: Auch aus Hass auf transgender Personen. Im März vorigen Jahres wurde der Transmann Malte C. auf dem CSD in Münster getötet. Auch Selbsttötungen, Suizidversuche und Selbstmordgedanken sind bei queeren Jugendlichen häufiger, weil sie vermehrt mit Diskriminierung, fehlender Unterstützung und Anfeindungen konfrontiert sind. Die Studienlage dazu ist eindeutig.

Der Medien-Koffer will es ihnen leichter machen. Die AfD will es ihnen offensichtlich schwerer machen. Sie wollen queere Kinder und Jugendliche weiter an den Rand drängen und den Stempel “Unnormal” verpassen. In ihrer Feindschaft gegenüber Minderheiten kämpfen sie gegen Kinderbücher, die für Toleranz werben. Wollen sie die Förderung für den Medien-Koffer beenden, der für eine inklusive, eine vielfältige Gesellschaft steht.

Diesen Koffer dann noch in die Nähe des Kindesmissbrauchs zu rücken ist unsägliche Verleumdung der Fachkräfte, pure Ignoranz dem Fachbeirat des Medienkoffers gegenüber und schlicht bösartig. 

Vielleicht glauben sie ja tatsächlich durch Kinderbücher wie „Leon, Hugo und die Transidentität“ beschädige man Kinderseelen. Tja, dann fehlten in ihrer Kita und ihrer Grundschulzeit vielleicht genau solche Bücher dann hätten sie ganz entspannt und offen mit Vielfalt aufwachsen können. Und müssten jetzt nicht faschistische Feldzüge führen, um ihre kleine überschaubare Vater, Mutter, Kind Welt gegen böse Kinderbücher, sinistre Jugendfilme und hundsgemeine Memoryspiele zu verteidigen. Wie gesagt man könnte sie fast auslachen, wenn es ihnen nicht so entsetzlich ernst wäre.  

Selbstverständlich lehnen wir diesen Antrag ab.