Rede zur Impfberatung an Schulen

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Jugendlichen an ihren Schulen Informationen zur Corona-Impfung anzubieten, dort auch Impfangebote vorzuhalten und junge Menschen über die sozialen Medien anzusprechen, haben wir BÜNDNISGRÜNEN frühzeitig gefordert. Und wir begrüßen es sehr, dass hier im Land mittlerweile eine entsprechende Kampagne läuft. Aufsuchende Gesundheitsberatung in der Schule ist ja auch nicht Neues, sondern durchaus Normalität. Zum Beispiel bei den Reihenuntersuchungen zur Zahngesundheit. Und gerade Jugendlichen steht eine eigene evidenzbasierte Ansprache zu Gesundheitsfragen, unabhängig von ihren Eltern, zu. Sie sind regelmäßig ab einem Alter von etwa 14 Jahren berechtigt, Gesundheits- auch Impfentscheidungen selbst zu treffen. Und es wichtig, sie mit objektiv dem Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse entsprechenden Informationen in die Lage zu versetzen, diese eigenen Entscheidungen fundiert zu treffen. Das ist nicht Propaganda – das ist Bildung.

Und wenn dann noch noch alle Impfzentren mitziehen und die Rechtslage zur eigenverantwortlichen Impfentscheidung von einwilligungsfähigen Jugendlichen umgesetzt wird, sind wir einen guten Schritt weiter, um die Impfquote weiter zu erhöhen.

Und damit sind wir auch beim entscheidenden Thema: die Impfquote. Leider immer noch zu niedrig in der Gesamtheit der Bevölkerung, um die Pandemie zu beenden. Dass zwei Jahre nach ihrem Beginn und 1 ¼ Jahre nach der ersten Verfügbarkeit von Impfstoffen noch immer ein viertel der Bevölkerung ohne den Schutz durch die Impfung ist, ist sicherlich Folge der durch Verhetzung und Desinformation geprägten Debatte um die Impfstoffe und der enormen Verunsicherung, die daraus folgte. Und es ist ein Problem. Individuell, was die Infektionswahrscheinlichkeit und die Krankheitsschwere betrifft und für die Gesellschaft, bezogen auf die Belastung des Gesundheitssystems, den Schutz der Vulnerablen und  die Dauer der Pandemie. Denn die endet nicht, wenn jemand die Freiheit ausruft. Sie schlägt zurück, wenn wir unseren Schutz vernachlässigen und treibt uns wieder und wieder in die Notwendigkeit von einschränkenden Maßnahmen mit all den Folgen, die wir alle nicht mehr ertragen können und wollen. Der beste Schutz davor ist, neben den Basismaßnahmen, zu denen explizit das Maske-tragen gehört, die Impfung. 

Niemand kann mit der Aussicht auf so eine gravierende Entscheidung wie eine Impfpflicht glücklich sein. Und ich denke, kein einziger Bundestagsabgeordneter – mit Ausnahme derjenigen von der AfD – macht sich diese Entscheidung leicht. Nicht umsonst liegen verschiedene Gesetzentwürfe vor, die jeweils von Abgeordneten verschiedener Fraktionen unterstützt werden. Grundsätzlich steht für mich aber außer Frage: Nachhaltig kommen wir alle nur mit einer deutlich höheren Impfquote aus der Pandemie. Und diese höhere Impfquote scheint es nur mit einer Impfpflicht zu geben. Sie wäre das deutlich mildere Mittel, die Pandemie endlich in den Griff zu kriegen, als immer wieder Schließungen und Einschränkungen. 

Beide hier vorliegenden Anträge strotzen wie immer vor aus dem Kontext gerissenen Halbinformationen. Ein Beispiel: ihre Warnung vor dem Risiko einer Myokarditis durch die Impfung. Es stimmt, das kommt vor, und wenngleich diese weit überwiegend folgenlos ausheilen, ist jeder dieser Fälle eine beachtenswerte Nebenwirkung mit nicht kleinzuredenden Folgen für die Betroffenen. 

Myokarditis ist ebenfalls die mögliche Folge einer Infektion mit Covid19.  Die deutsche Herzstiftung schreibt dazu aktuell auf ihrer Website: „Das gesundheitliche Risiko durch eine Covid-19-Infektion ist – in jeder Altersklasse – sehr viel höher als das Risiko einer Myokarditis durch mRNA-Impfung.“ So wird allein das Myokarditis-Risiko durch eine Covid-19-Erkrankung mindestens um das Vierfache höher als das einer impfbedingten Herzmuskelentzündung beschrieben. Zudem erhöht sich für Ungeimpfte deutlich das Risiko für andere Herzrisiken, etwa Rhythmusstörungen und Herzinfarkt, sowie für akute Nierenschäden und Lungenembolien in Folge einer Infektion. Wahrscheinlich wissen sie das nicht. Oder – das halte ich für wahrscheinlicher – sie lassen es bewusst unerwähnt. Beides wird ihrem besserwisserischen Tonfall hier nicht gerecht. Sie werfen sich hier immer so in die Brust, Herr Siegmund, als würden sie die Gesamtsituation der Corona-Pandemie besser verstehen als all die Expertinnen und Experten, die teils seit Jahrzehnten in ihren Professionen forschen und arbeiten. Vielleicht sollten sie lieber mal den Dunning-Kruger-Effekt googeln als ihr nächstes TikTok Video unter´s Volk zu bringen.

Selbstredend lehnen wir beide Anträge ab.

Danke.