Rede zu Long-COVID: Forschung intensivieren, Betroffene unterstützen

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Sehr geehrte Damen und Herren,

gut, dass wir in dieser Sitzung nicht nur über polemische und krawallige Anträge zum Thema Corona sprechen. Gut, dass wir uns auch ernsthaft mit der Lebensrealität von Menschen in der Pandemie in Sachsen-Anhalt auseinandersetzen. Long Covid ist so eine neue Lebensrealität. Daher mein Dank an die LINKE Fraktion für diesen Antrag. Dem wir – soviel sei bereits verraten – umfänglich zustimmen werden.

Schwer zu erkranken ist immer ein Schicksalsschlag und legt sich als Schatten über das private Leben. Noch schlimmer wird es, wenn eine Erkrankung – durch mangelndes Wissen über diese –  unberechenbar wird. Wenn nicht absehbar ist, wie lang sie dauert, wie die Genesungschancen aussehen, wie überhaupt eine Therapie gelingen kann. Dann kollabiert die Lebensperspektive völlig, reduziert sich auf die Gegenwart mit der Erkrankung und kann nicht einmal durch konkrete Zukunftshoffnung relativiert werden.

So ergeht es momentan all denen, die an Symptomen von Long-Covid leiden. Sie stehen mehr oder weniger hilflos vor der Frage: Wie geht es weiter? Denn bisher ist zwar einiges, aber noch viel zu wenig bekannt über diese Erkrankung. Vieles muss und wird noch erforscht werden. Die von der Fraktion die LINKE aufgezeigten Maßnahmen sind das aktuell mögliche und nötige, um Betroffenen bestmöglich zu helfen.

Es gilt, den vorhandenen Wissensstand zentral und niedrigschwellig bereit zu stellen. Es gilt, gerade die Selbsthilfe zu stärken, um durch den Austausch unter Betroffene Kraft zu schöpfen und eigene Expertise zu entwickeln und es gilt natürlich konzertiert die evidenzbasierte Wissenslage auszubauen und Therapiemöglichkeiten zu entwickeln sowie vorhandene, zum Beispiel in den Reha-Kliniken in Bad Suderode oder in Flechtingen zu optimieren.

Auf all dies zielt der vorliegende Antrag, daher kann man ihm nur zustimmen. Einzig die Anbindung einer Long-Covid Beratung an die Unabhängige Teilhabeberatung finde ich persönlich schwierig. Das passt meines Erachtens nicht so recht zusammen: Die Beratung von Menschen mit Behinderung zu ihren Rechtsansprüchen auf Teilhabe und deren Durchsetzung auf der einen und der gesundheitlichen Beratung von Long-Covid Patienten auf der anderen Seite. Da wäre die Unabhängige Patientenberatung ein besserer Anknüpfpunkt. Wobei ja beide Strukturen auf Bundesgesetzen basieren und in dem einen Fall aus Geldern der GKV finanziert werden, also das Land in beiden Fällen nicht unmittelbare Eingriffsmöglichkeiten hat. Aber ich bin überzeugt, wenn der politische Wille da ist, werden wir sinnvolle Möglichkeiten finden, diese Beratungsstruktur zu installieren, damit die betroffenen Menschen im Land dort Rat und Hilfe finden können. 

Nach einer Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin bilden 10% bis 15 % der symptomatisch an Corona erkrankten Personen Long-COVID-Symptome aus, unabhängig von der Krankeitsschwere in der akuten Phase. Daher wird uns dieses Thema auch nach dem Ende der Pandemie noch lange beschäftigen. 

Und weil das Risiko explizit auch bei leichten Verläufen besteht, erscheinen Schutzmaßnahmen wie das Maske tragen auch längerfristig sinnvoll. 

Lassen SIe mich zum Schluss die Aufmerksamkeit auf einen weiteren Aspekt richten: Ein Gutes hat das Auftreten von Long COVID vielleicht, da es auch die Aufmerksamkeit für das chronic fatigue syndrome steigert. Forschung und Therapieentwicklung im Bereich Long Covid lassen sich im besten Falle auch nutzbar machen bei der Behandlung des chronischen Erschöpfungssyndroms, und was dazu bisher erforscht ist, kann auch bei der Entwicklung angepasster Therapien für Long Covid helfen. Denn auch hier hoffen viele Betroffene auf medizinische Hilfe und Heilung. Die Long-COVID Forschung kann dieser Hoffnung sicherlich Auftrieb geben.

Vielen Dank!