Rede

Keine politischen Eingriffe in die Medizin! – Klare Haltung gegen transfeindliche AfD-Anträge

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Es ist eine der wichtigen Lehren aus einer Vergangenheit, in der das Gesundheitswesen williger Vollstrecker politischen Wahnsinns war: geht es fachlich um Medizin, hat Politik schlicht kein Mandat. Hier gestaltet die Selbstverwaltung des Gesundheitssystems. Hier geht es nicht um mehrheitsfähige politische Entscheidungen, sondern um ärztliches Handeln, geleitet von evidenzbasierter Forschung.  

Aber gut – dass die AfD Fraktion ihre Transfeindlichkeit nicht im Zaume halten kann, überrascht nicht wirklich. Auch wenn der Antrag natürlich „Kreide gefressen“ hat und sie ihr Anliegen wohl formuliert ins Parlament bringen. Quasi ein false flag Manöver: Eigentliche Botschaft: Gruppenbezogene Abwertung von Menschen. Offizielles Wording: Kinderschutz.

Auch dieser Antrag löste einiges an unnötiger Arbeit aus, da die Koalition nicht gewillt war, klare Kante zu zeigen und diesen Antrag einfach abzulehnen. So waren dann zahlreiche Anzuhörende im Zuge der schriftlichen Anhörung gehalten, wortreich und fundiert ihre Einschätzungen zum Antrag darzulegen. Das wird so manche Arbeitsstunde gebunden haben, die sicherlich weit sinnvoller hätte genutzt werden können. So haben wir es aber zumindest schwarz auf weiß und das gleich mehrfach: Finger weg von politischen Entscheidungen, wenn es um individuelle gesundheitliche Fragestellungen geht. Finger weg von pauschalen Antworten, wenn Fragen der Medikamentengabe im Einzelfall zu entscheiden sind.

Hier ist die nun vorliegende Beschlussempfehlung zum Glück eindeutig. Was mich dann aber doch irritiert: in Ton und Inhalt der Beschlussempfehlung klingt doch eine gewisse Pathologisierung von Transsexualität durch. Es ist aber wichtig, die leidvolle Geschlechtsdysphorie von der bloßen Geschlechtsinkongruenz zu unterscheiden, auch das haben die Fachleute beschrieben.

Geschlechtsinkongruenz beschreibt lediglich die Nichtübereinstimmung zwischen zugewiesenen Geschlecht und Geschlechtsidentität, während Geschlechtsdysphorie den damit verbundenen erheblichen Leidensdruck bezeichnet.

Und die Gründe des Leidensdrucks können eben auch soziale Diskriminierungen und Stigmatisierungen sein. In einem gesellschaftspolitischen Umfeld wie in Russland und Ungarn wird Geschlechtsinkongruenz wohl weit häufiger und stärker als Leidensfaktor wirken als hierzulande. 

Auch solche AfD Anträge machen sich an dem Phänomen Geschlechtsdysphorie mitschuldig. Das rigide Personenstandsrecht wie es in Deutschland bis zum Selbstbestimmungsgesetz herrschte, war ebenfalls Mitverursacherin von Leid. Weil es eine Barriere für das selbstverständliche Zusammenleben von cis- und transsexuellen Menschen war. Wenn Heranwachsende etwa in der Schule von den Lehrkräften mit ihrem Deadname angesprochen werden oder den Sportunterricht beim falschen Geschlecht mitmachen müssen, dann sind das Leidensfaktoren. 

Für uns greift die Beschlussempfehlung also zu kurz. Deshalb werden wir uns enthalten.

Danke.