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Pandemierat: Transparente Pandemie-Aufarbeitung ohne politische Einflussnahme

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Sehr geehrte Damen und Herren,

Waren Spielplatzsperrungen und die Unterscheidung von Friseurläden und Tattooshops bei Schließungsverfügungen wirklich sinnvolle Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie? Wie wären meine Kolleg:innen in den Kliniken besser zu schützen gewesen, Lehrerinnen, Erzieherinnen – alles Berufsgruppen, die besonders stark von Ansteckung betroffen waren? Welche Unterstützungssysteme hätten Familien in der Zeit der Schulschließungen gebraucht und unter welchen Umständen wären diese zu verhindern gewesen? Wie können Entscheidungen rechtssicher  getroffen werden und wie funktioniert gute öffentliche Gesundheitskommunikation? Und wie zur Hölle konnte es passieren, dass genau dort Schwurbler den Ton bestimmen konnten und diejenigen, die noch heute – zum Beispiel mit solchen Anträgen hier – jedes Fitzelchen Populismus und Verhetzungspotential aus dieser Pandemie gezogen haben?

Ja, eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Pandemiezeit ist wichtig und sinnvoll. Gerade weil in den Bundesländern teils unterschiedliche Maßnahmen umgesetzt wurden, lassen sich im Vergleich und für die Zukunft gut Rückschlüsse ziehen auf geeignete und weniger geeignete Vorgehensweisen. 

Aber es ist nötig, die mit der Regierungskomission verknüpften Erwartungen realistisch zu halten. Wir werden kaum einen konkreten Fahrplan für zukünftige Pandemien bekommen. Neues Virus – neue Herausforderungen. 

Eine politische Einflussnahme auf diese Kommission – die die AfD hier ziemlich unverblümt für sich einfordert – lehnen wir klar und deutlich ab.

Die Fraktionen an der Benennung von Sachverständigen zu beteiligen, das wäre vielleicht sinnvoll: mir zum Beispiel fehlt da die Perspektive und Expertise von beruflich Pflegenden.

Aber es ist völlig absurd, die Zahl der zu Benennenden an die Fraktionsstärke zu knüpfen. Sie haben anscheinend den Unterschied zwischen Wissenschaft und Politik nicht verstanden. Ja, politische Macht hängt an Mandaten und Wählerstimmen. Aber das können Sie doch nicht ummünzen auf Einfluss auf die Wissenschaft. Reputation und Expertise wird im Wissenschaftssystem selbst erworben, wissenschaftliche Größe bemisst sich nicht an Zustimmung auf TikTok, sondern an Glaubwürdigkeit und Relevanz. In Wissenschaft geht es nicht um Meinung, sondern um Forschung, Interpretation und Diskussion. Und ja, dafür braucht es auch unterschiedliche Positionen. Aber vor allem braucht Wissenschaft die Suche nach Wahrheit als gemeinsame Basis. Und damit meine ich nicht das Kostüm, in das sie ihre Propaganda regelmäßig kleiden, sondern Wahrhaftigkeit und wissenschaftlichen Ethos.

Wenn sie ihre politische Macht nutzen wollen, um in wissenschaftlichen Gremien bestimmten Stimmen Gewicht zu verleihen, ist das schlicht unlauter. Bei der Corona-Aufarbeitung geht es nicht um politische Interessenvertretung, sondern um eine wissenschaftliche Evaluation der Coronamaßnahmen. 

Ja, sie leben unter anderem von der Verächtlichmachung von Wissenschaft, das haben wir schon häufiger, und nun einmal mehr erlebt. 

Lassen Sie das einfach sein. 

Danke