Sehr geehrte Damen und Herren,
der Lehrkräftemangel ist die zentrale Herausforderung in unserem Bildungssystem. Und die Not bei dieser Herausforderung verhindert viel zu häufig die Debatten zu notwendigen Reformen für unser Schulwesen. Lehrkräften zu ermöglichen, dass sie, wenn sie es wollen, auch nach Renteneintrittsalter weiterarbeiten können und dabei gesund bleiben, ist eine notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Lehrkräftemangel.
Aus Gesprächen mit vielen Lehrkräften, weiß ich, dass bei vielen eine große Leidenschaft für das Unterrichten besteht und durchaus auch der Wille, im Rentenalter weiterzuarbeiten. Deshalb möchte ich an dieser Stelle meinen großen Dank an all die Lehrkräfte richten, die sich trotz Ruhestand dafür entschieden haben, noch weiter an den Schulen zu arbeiten. Sie sind großartig!
Ich höre aber auch Lehrkräfte, die kurz vor dem Ruhestand stehen, und sich gegen die Weiterarbeit in der Schule entscheiden. Und neben dem berechtigten Wunsch nach der ihnen zustehenden Altersruhe geht es dabei selten um Geld. Stattdessen sind es Bürokratiehürden, die sie abschrecken. Warum sollten Lehrkräfte, die aus dem Ruhestand zurückkehren wollen, noch mal neu ein polizeiliches Führungszeugnis einreichen? Das ist doch völlig absurd nach all den Jahren Schuldienst.
Mit ihrem Antrag wollen die Koalitionsfraktionen die Situation verbessern. Viele Ideen sind zwar ganz nett, aber der große Wurf ist es nicht. Der Antrag kommt auch reichlich spät, viele der jetzigen Generation von Lehrkräften arbeiten seit ihrem 20. beziehungsweise 24. Lebensjahr. Das ist eine lange Zeit bis zum Renteneintrittsalter. Und viele von denen sind schon in Rente oder haben sich bereits fest entschieden zu gehen.
Die GEW, die die Interessenvertretung unter anderem für Lehrkräfte sind, fordern schon seit über sieben Jahren eine Erweiterung der Altersermäßigungen. Dass die Politik den Betroffenen nicht zuhört und die Positionen nicht in die Entscheidungsfindung einbezieht, das ist ein großes Problem. Über steigende Politikverdrossenheit braucht man sich da nicht wundern.
Um es kurz zu fassen: Der Antrag der Koalition schadet nicht besonders. Er wird an mancher Stelle vielleicht sogar ein bisschen nützen. Insbesondere die Gesundheitsförderung ist ein guter Aspekt des Antrags. Wertschätzung und Entlastung tragen zum langen, gesunden und zufriedenen Arbeitsleben bei – auch bei Lehrkräften. Gesunde und zufriedene Lehrkräfte sind Lehrkräfte, die länger und besser in den Schulen arbeiten können. Das hilft für gute Bildung.
Wir werden uns zum Antrag der Koalitionsfraktionen enthalten.
Vielen Dank.