REDE

Die beste Kinderbetreuung, frühkindliche Bildung und motivierte Erzieher*innen gibt es nur mit besseren Rahmenbedingungen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Erzieherinnen und Erziehern vertrauen wir unser Wertvollstes an. Und wir geben unsere Kinder nicht nur zur Aufbewahrung und Betreuung in ihre Hände, sie tragen auch bei zu umfassender, frühkindlich beginnender Bildung, zum Blick in die Welt und auf die Welt. Zu Selbstbewusstsein und Bewusstsein für andere. Sie helfen uns, dass aus unseren Kindern Leute werden. Und sie tun das umfassend und fundiert ausgebildet und professionell.

Wer einen Beruf erlernt, möchte diesen auch entsprechend seines Berufsethos ausüben. Will gelernte Qualitätsstandards umsetzen, will den Ansprüchen wissenschaftlicher Erkenntnis genüge tun, will seinen Job einfach gut machen. Das gilt erst recht, wenn der Beruf unmittelbar mit der Betreuung, Begleitung und Erziehung von Menschen einher geht. Man will diesen Menschen gerecht werden. 

Persönlich kenne ich das aus dem Pflegebereich, wenn knappe Personalressourcen und eng getaktete Zeitabläufe die Arbeit bestimmen und das Gefühl an einem nagt den überantworteten Menschen daher nicht gerecht werden zu können. Eigene Gütekriterien nicht erfüllen zu können. Das verursacht Stress und eine – wenn das dauerhaft stattfindet – geradezu existenzielle Unzufriedenheit. Die eigene Arbeit genügt dann einfach nicht. Man bleibt den zu Pflegenden oder zu betreuenden Menschen einfach etwas schuldig.

Ich bin überzeugt: so geht oft auch den Fachkräften in den hiesigen Krippen, Kitas und Horten. Sie können ihren eigenen Ansprüchen als Fachkraft nicht gerecht werden, weil die Arbeitssituation es nicht zu läßt. 

Die nötigen Voraussetzungen, damit junge Fachkräfte hier bei uns in Sachsen-Anhalt bleiben und dauerhaft arbeiten, liegen daher eigentlich auf der Hand: Arbeitsbedingungen die ihrer hochqualifizierten Ausbildung gerecht werden. 

Mehr Fachberatung, mehr Zeit für Fortbildungen, mehr Personal in besonders herausgeforderten Einrichtungen sind die Antworten noch aus der Kenia-Koalition. Antworten die weiterhin stimmen. Gerade die Sonderförderung von Einrichtungen mit besonderen Bedarfen ist ein pragmatischer Weg, um gutes Arbeiten zu befördern. Ein Weg der dringend ausgebaut werden muss. Ob mit oder ohne Bundesmittel.

Ud natürlich ist die grundlegende Lösung eine Verbesserung des Personalschlüssel inklusive der Anerkennung von Vor- und Nachbereitungszeiten. Wenn man genau hinhört, sind auch im politischen Raum immer mal wieder Äußerungen zu vernehmen, im Ausschuss, im Plenum, in Arbeitsrunden, die das für die nahe Zukunft nicht ganz ausschließen. Und das sind zumindest Worte in die richtige Richtung. Lassen sie ihnen Taten folgen!

Neben guten Arbeitsbedingungen, gibt es natürlich auch ganz praktische Gründe warum junge Menschen nach der Erzieherinnenausbildung hier im Land bleiben. Klar, wenn sie bereits eine Einrichtung, einen Träger kennen gelernt haben. Der salopp so genannte Klebeeffekt ist nicht zu unterschätzen. Den von der LINKEN geforderte Ausbau der praxisintegrierten Ausbildung unterstützen wir daher ausdrücklich. Dann haben Einrichtungen über die gesamte Zeit der Ausbildung die Möglichkeit, von sich zu überzeugen, für sich zu werben und sich als möglichen attraktiven Arbeitsplatz zu präsentieren. 

Also ein wirkliches Informationsdefizit, wie wir junge Menschen davon überzeugen können in unseren Kitas und Krippen zu arbeiten, haben wir glaub ich nicht. Aber natürlich schadet eine Befragung und Erhebung dazu auch nicht. Vielmehr kann es selbst auch Wertschätzung und Anerkennung vermitteln, wenn das Land aktiv auf die Absolvent*innen zu geht mit der Frage: was braucht ihr, was wollt ihr, um hier zu arbeiten. Dann kann so eine Befragung selbst schon ein Instrument zur Fachkräfteanwerbung sein.

Daher begrüßen und unterstützen wir den Antrag der LINKEN. 

Die Beschlussempfehlungzum vorliegenden Antrag „Daseinsvorsorge für die Jüngsten stärken: Qualität der Kindertagesbetreuung weiter ausbauen und Fachkräfte der Kindertagesbetreuung entlasten“ in TOP 5b ist auch nicht wirklich schlecht, aber beschränkt sich doch im Grunde auf die Adressierung der Bundesebene und die Fortführung der bestehenden Einzelmaßnahmen in diesem Feld. Wirklich gut im Sinne von voranbringen ist sie also auch nicht. Eine Enthaltung dazu sollte da mehr als genügen.

Danke.