Rede

ME/CFS & Long Covid: Endlich mehr Wissen, weniger Fehldiagnosen!

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Sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt sie wirklich die ernsthafte, konstruktive und bedachte Ausschussarbeit. Auch wenn unsere Landtagsausschüsse natürlich primär Abstimmungsgremien sind und nicht in erster Linie Arbeitsgruppen, gibt es Beispiele, bei denen im Ausschuss echte Informationsgewinnung und Meinungsbildung erfolgen.

Das Fachgespräch zu Long- und Post-Covid und dem Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom auf dem der vorliegende Antrag basiert, war ein solches Beispiel. Der fachlich versierte Antrag zeugt von einer ernsthaften Beschäftigung mit dem Thema. Dafür bin ich ihnen überaus dankbar. Ich bin da ganz bei Ihnen verehrte Kolleg*innen der Koalition: den Betroffenen steht eine vollumfängliche Unterstützung der Politik zu. Wir als Land müssen deshalb die Wissensvermittlung, Sensibilisierung und Forschung im Rahmen all unserer Möglichkeiten voranbringen. Gut, dass der Antrag dies im Blick hat. Auch gut, dass wir dies im Ausschuss dann regelhaft im Blick haben werden. 

Ich möchte allen Betroffenen für ihre Teilnahme an der Anhörung im Ausschuss danken und ihnen für ihre sicherlich kräftezehrenden Schilderungen meinen Respekt zollen. 

Ich hoffe sie können die Bitterkeit über die Psychologisierung und damit fehlgeleitete „Therapie“ der Krankheit hinter sich lassen, wenn wir als Land zu mehr Wissen um die Erkrankung beitragen. Eine Psychologisierung, die auch auf einen Geschlechterbias im Gesundheitssystem zurück geht, denn nachweislich werden Symptom-Schilderungen von Frauen eher psychologisiert als bei Männern. Und Frauen sind leicht überrepräsentiert bei ME/CFS.  Die Folge: diese Krankheitsbilder galten als psychisch bedingt, mithin wurden Betroffene zum Therapeuten geschickt.  Und Apropos Geschlecherbias: Auch Schmerzen werden bei Frauen weniger ernst genommen; das lange verborgene Leiden an Endomitose lässt grüßen.

Nicht nur diese Psychologisierung ist bitter. Auch der Umstand, dass gängige Rehamaßnahme, die durch Belastungssteigerung und Training bei vielen Erkrankungen durchaus helfen,  wegen genau diesen Dingen für ME/CFS-Erkrankte der kontraproduktiv sind. Und trotzdem mangels Erkenntnissen oder mangels Aufmerksamkeit angewendet wurden und teilweise werden. Auf Krücken in die Reha. Im Rollstuhl aus der Reha. Diese geschilderten Schicksale bei denen die Reha die Erkrankung chronifizierte sind hochtragisch. Ohne böse Absicht, im besten Wissen und Gewissen der Akteure haben sich hier Leidenswege verlängert. Im Rückblick ist man immer schlauer, diese Sentenz tröstet aber nur wenig. Auch über diese Bitterkeit so hoffe ich kommen die Betroffenen mit Hilfe von Engagement seitens unseres Bundeslandes hinweg. 

Aus diesen Fehleinschätzungen und Fehltherapien hat man aber gelernt. Die neue entsprechende Leitlinie des G-BA verspricht einen von nun an angemessenen und wirklich hilfreichen Umgang mit dieser Erkrankung. Ich bin froh, dass wir auch in unserem Ausschuss dran bleiben. 

Danke.