Rede

Keine Schulbücher mehr auf eigene Kosten: Wir Grüne fordern Lernmittelfreiheit in Sachsen-Anhalt

Zusammenfassung:

Wenn der Schuljahresbeginn zur finanziellen Belastung wird, läuft etwas grundlegend falsch. Familien wie die Schneiders stehen jedes Jahr vor der Frage, ob sie Schulbücher, Arbeitshefte und Sportkleidung bezahlen können – und wo sie stattdessen sparen müssen. Das widerspricht dem Anspruch auf gleiche Bildungschancen. Noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland massiv vom Einkommen der Eltern ab. Lernmittelfreiheit ist daher kein Luxus, sondern eine Frage der Gerechtigkeit.

Wir Grüne fordern: Schluss mit dem Flickenteppich! Thüringen und Hessen zeigen längst, dass Lernmittelfreiheit finanzierbar und wirksam ist. Auch Sachsen-Anhalt muss endlich handeln. Lernmittelfreiheit entlastet Familien spürbar und schafft echte Chancengleichheit – unabhängig davon, ob Eltern Bürgergeld beziehen oder knapp darüber liegen. Wer gleiche Startbedingungen will, muss Bildung auch strukturell gerecht machen. Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind mit denselben Voraussetzungen in die Schule starten kann. Bildung darf keine Frage des Geldbeutels sein.


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Sehr geehrte Damen und Herren,

Linda Schneider lebt in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Ihre Eltern arbeiten für den Mindestlohn, der Papa als Lagerarbeiter in Teilzeit, die Mutter als Verkäuferin. Linda hat drei Geschwister, zwei davon gehen, wie sie zur Schule. Die die monatlichen Einnahmen ihrer Familie reichen gerade so für Miete, Lebensmittel und Strom.

Jedes Jahr im Sommer fürchtet sich Lindas Mutter, wenn die Bücherbestellzettel aus der Schule kommen. Klar, die Familie kann Schulbücher vergünstigt leihen, aber bei drei Schulkindern kommt trotzdem jedes Jahr ne ganzschöne Summe zusammen. Da fallen selbst reduzierte Leihgebühren mehrfach an, dazu kommen Arbeitshefte, die immer gekauft werden müssen – diese sind von der Leihe ausgeschlossen. Besonders zum Schuljahresbeginn, wenn neue Materialien und Sportsachen gebraucht werden, geraten die Schneiders regelmäßig in finanzielle Engpässe. Eine einmalige Unterstützung deckt die laufenden Kosten kaum, sodass oft bei Freizeitaktivitäten oder Kleidung gespart werden muss.

Wenn wir über Lernmittelfreiheit sprechen wir besonders, aber nicht nur über Familien, wie die Schneiders und Kinder wie Linda. Dabei sprechen wir vorrangig über die Frage, ob Bildung in Sachsen-Anhalt wirklich für alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen zugänglich ist. Wir alle wissen: Der Bildungserfolg hängt in Deutschland noch immer stark vom Geldbeutel der Eltern ab. Wenn Schulbücher, Arbeitshefte und andere Lernmittel bezahlt werden müssen, dann bedeutet das für viele Familien in unserem Bundesland eine erhebliche Belastung.

Ein paar Euro pro Schulbuch im Jahr. Was auf den ersten Blick nach kleinen Beträgen aussieht, summiert sich schnell. Dann noch das Geld für die Klassenfahrt und Schulausflüge. Das Mittagessen in der Schule. Die Kleidung und das Equipment für den Sportunterricht. Mitgliedsbeiträge für Sportvereine und die Kosten für die Musikschule. Für einkommensschwache Familien ist das alles eine große Hürde. Gerade diejenigen, die knapp über der Armutsgrenze leben und keinen Anspruch auf Befreiung haben, trifft es besonders hart. Damit wird das Gegenteil von Chancengerechtigkeit erreicht: Kinder starten eben nicht mit denselben Möglichkeiten, sondern mit finanziellen Hindernissen, die sie nicht selbst beeinflussen können. Kinder können suchen sich eben nicht aus, in welche Familie sie geboren werden.

Dabei habe alle Kinder das Recht auf Bildung. Sie muss und sollte frei und für alle zugänglich sein. Die Lernmittelfreiheit war historisch ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Und sie wäre heute genauso notwendig. Sie entlastet ganz konkret Familien. Andere Bundesländer wie Thüringen oder Hessen machen vor, dass Lernmittelfreiheit machbar ist.

Deswegen setzen wir Grüne uns für Lernmittelfreiheit in Sachsen-Anhalt ein. Es ist ein Schritt in Richtung mehr Bildungsgerechtigkeit. Unser Ziel ist klar: Wir wollen, dass jedes Kind in Sachsen-Anhalt, unabhängig vom Einkommen der Eltern, mit denselben Chancen in der Schule starten kann. Das jedes Kind in Sachsen-Anhalt die Chance auf einen guten Schulabschluss hat. Lernmittelfreiheit ist dafür ein zentraler Baustein.

Wir stimmen dem Antrag zu.

Vielen Dank.