Zusammenfassung:
Die geplante Streichung der Leistungsgruppen für Kinder- und Jugendmedizin im Krankenhausreformanpassungsgesetz gefährdet die spezialisierte Versorgung von Kindern. Was wie ein technischer Eingriff erscheint, ist in Wahrheit ein massiver Rückschritt in der Qualität der Gesundheitsversorgung. Wir warnen warnt davor, Kinder pauschal in die Erwachsenenmedizin einzugliedern – denn das führt zu Unsichtbarkeit, Unterfinanzierung und dem Verlust wichtiger Qualitäts- und Personalstandards. Gute Medizin braucht altersgerechte Strukturen – genau wie geschlechtergerechte Medizin den Gender Health Gap schließen muss. Wir fordern, dass Kinder eine eigene Stimme und klare Strukturen im Gesundheitswesen behalten. Deshalb setzen wir auf eine fundierte Anhörung im Ausschuss, um eine wirksame Landesinitiative auf Bundesebene vorzubereiten. Denn: Wer Kinder einfach mitmeint, hat sie nicht mitgedacht.
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.“ Dieser Satz ist mehr als ein medizinischer Merkspruch. Er ist eine Grundwahrheit der Pädiatrie. Kinder unterscheiden sich von Erwachsenen in Anatomie, in Krankheitsbildern, in der Art, wie Medikamente wirken – und sie brauchen deshalb eine eigene, spezialisierte Versorgung.
Wenn im Krankenhausreformanpassungsgesetz die Leistungsgruppen „Spezielle Kinder- und Jugendmedizin“ und „Spezielle Kinder- und Jugendchirurgie“ gestrichen werden sollen, dann ist das nicht nur ein technischer Eingriff in die Systematik. Es ist ein Eingriff in die Versorgungsqualität. Denn: Werden diese Leistungen in die Erwachsenenmedizin integriert, gehen spezifische Qualitätsvorgaben, Personalstandards und Vorhaltefinanzierung für Kinder verloren. Das wäre ein schwerer Rückschritt für die Versorgung unserer Jüngsten. Das Ziel der Reduzierung von Leistungsgruppen mag erstmal sinnvoll sein: Vereinfachung, Bürokratieabbau, effizientere finanzielle Steuerbarkeit. Aber im Bereich der Pädiatrie schießen die Regelungen weit über das Ziel hinaus. Hier gilt: Mitgemeint ist halt nicht automatisch mitgedacht. Integration in die Erwachsenenleistungsgruppen birgt eben die große Gefahr der Unsichtbarkeit gefolgt von Unterfinanzierung. Das darf nicht passieren.
Wir kennen einen solchen blinden Fleck auch im Bereich der geschlechtergerechten Medizin unter dem Begriff des Gender Health Gap. Auch da sind Frauen oft nur mitgemeint. Und dann weiß halt eben doch keiner, dass Rückenschmerzen bei Frauen Symptom eines Herzinfarkts sein können, weil wir alle nur die Bilder älterer Männer im Kopf haben, die sich schmerzverzerrt an die Brust greifen.
Unsere Gesundheitsversorgung darf sich weder nur an einem Geschlecht orientieren noch nur an einer Lebensphase. Wer Kinder einfach in die Erwachsenenlogik hineindrückt, verkennt ihre besonderen Bedürfnisse.
Wir unterstützen den Antrag die Kinder- und Jugendmedizin zu stärken. Aber wir setzen zuvor auf eine Anhörung im Ausschuss.. Denn nur so können wir eine mögliche Initiative unseres Landes auf Bundesebene gut vorbereiten. Da wir auf Bundesebene im Moment erst über einen Referentenentwurf sprechen, bleibt uns noch genügend Zeit, dieses Anliegen im Sozialausschuss zu beraten.
Sehr geehrte Damen und Herren, Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie verdienen eigene Standards, eigene Strukturen und eine starke Stimme in der Gesundheitspolitik. Lassen Sie uns dafür sorgen.
Vielen Dank.